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Bericht aus Rundbrief Petra Dez. 2023

Lange habt ihr nicht mehr von mir gehört…

 

Privat

Privat darf es uns gut gehen. Caterina ist Ende Oktober bereits zwei Jahre alt geworden. Sie läuft fleissig umher und redet immer mehr, fliessend in Kiswahili, Deutsch versteht sie ebenfalls, redet es jedoch weniger.
Sie weiss auch schon ziemlich genau, was sie möchte und vor allem was nicht und kann dies auch deutlich kundtun. Das macht zum Beispiel das Ankleiden nicht immer ganz einfach, da sie bei ihrer Kleiderwahl die Tageszeit und Wetterbedingungen nicht berücksichtigt.
Bei neuen Leuten ist sie eher vorsichtig, was vor allem die Tansanier, die am liebsten jedes kleine Kind gleich in die Arme nehmen, nicht immer so ganz verstehen.
Ihre Nanny Judith mag sie sehr gerne. Seit Januar hat Judith ein Pflegekind bei sich aufgenommen; sie heisst Agesta, die sie jeweils zur Arbeit mitbringt. So hat Caterina eine Schwester und eine Spielkollegin, die sie eigentlich sehr mag, aber auch lernen muss ihre Spielsachen zu teilen. Das ist nicht immer ganz einfach und führt zwischendurch zu Konflikten.

 

Agesta hat sich als stark vernachlässigtes Kind in den letzten zehn Monaten sehr gut entwickelt, von einem Kind, das kaum laufen und nicht sprechen konnte (mit vier oder fünf Jahren), zu einem, das jetzt selbständig läuft, sogar selber auf den Topf kann und auch anfängt zu reden. Auch ist sie gewachsen und hat deutlich an Gewicht zugenommen. Sie lernt eher langsam, aber sie lernt. Ihre ganz grosse Liebe ist mein Mann Ngoloke; wenn er auf der Bildfläche erscheint, ist die Aufregung gross und die anderen neben ihm verblassen. Mittlerweile ist sie immer mehr ein Teil der Familie geworden.
Eine weitere uns bevorstehende Veränderung ist, dass wir bald Zuwachs bekommen, und zwar auf Ende Januar. Da bis jetzt in der Schwangerschaft alles problemlos verlief, haben wir uns entschieden, dass ich für die Geburt hier bleiben werde.

 

Spital

Das Spital in Ifisi ist Anfang dieses Jahres durch eine schwierige Zeit gegangen. Wegen der unerklärlich hohen Schulden beim Medizineinkauf, wurde eine externe Finanzprüfung durchgeführt. Es wurde einiges an Mängeln und Ungereimtheiten nachgewiesen. Auch mussten einige personelle Veränderungen vorgenommen werden, und das Leitungsteam musste sich neu finden. Es gab viele Sitzungen und Gespräche, neue Richtlinien mussten ausgearbeitet werden. Mittlerweile haben wir uns gefunden und sind daran, gemeinsam Lösungen für Probleme zu suchen. Die finanzielle Situation ist immer noch sehr schwierig, aber wir versuchen sie Schritt für Schritt anzugehen.
Eine grosse zusätzliche Herausforderung besteht darin, dass das Spital an allen Ecken und Enden renovationsbedürftig ist. Ein grosses Problem sind die Termiten, die, wie mir scheint, von Jahr zu Jahr mehr werden und es sich an Fenster und Türrahmen gütlich tun. Somit müssten diese eigentlich alle durch Aluminium- oder Eisenrahmen ersetzt werden, was relativ teuer ist. Auch sind verschiedene Geräte in die Jahre gekommen, und man muss sich Gedanken machen, wie diese ersetzt werden können.

 

Wund – Ambulatorium

 

Bei uns im Wundambi läuft es soweit ganz gut. Der Oktober war nicht so streng, dafür verzeichneten wir im November über 500 Patienten, die teilweise sehr grosse Wunden hatten. Eine Patientin, die uns bis heute beschäftigt, ist Vanessa. Sie ist ein dreijähriges Mädchen, welches sich nach dem abendlichen Bad mit einem Tuch umwickelt am Feuer wärmte. Das Tuch fing Feuer, und sie verbrannte sich sehr grossflächig, das Gesicht, beide Arme, den Bauch, ein Teil des Rückens und die Oberschenkel vorne. Leider kam sie nicht direkt zu uns, somit konnten wir die Fingerspitzen an der einen Hand nicht retten. Aber wir fingen mit unseren Verbandswechseln an und konnten nach kurzer Zeit die erste Hauttransplantation machen, die erfolgreich war. Das Schweizer Ärzte Team, dem ich von dem Mädchen erzählt hatte, brachte dazu noch Protein Pulver mit, das wir dem Mädchen geben konnten. Nachdem die erst OP erfolgreich war, konnten wir die zweite durchführen und den ganzen Bauch decken. Auch diese war erfolgreich. Wie durch ein Wunder überlebte Vanessa bis jetzt und macht sogar Fortschritte. Sie nahm wieder etwas zu, fing an zu laufen. Vor wenigen Tagen konnten wir den Kopf, den Rest des Rumpfs und Teile des Arms decken. Nun hoffen und beten wir, dass auch dies erfolgreich sein wird und die Wunden bald abheilen.
Sie hat grosses Glück, dass sie eine Grossmutter hat, die sich seit fast einem halben Jahr ununterbrochen um sie kümmert und zu ihr schaut, und dass der grösste Teil der Behandlung über Hilfsgelder finanziert wird. Aber auch wenn sie vollständig abheilt, wird sie wahrscheinlich ein Leben lang mit den Folgen der Verbrennung und den Narben zu kämpfen haben…

 

Schüler

Im Oktober schlossen sechs Schüler, welche ich dank Hilfsgelder unterstützen konnte, ihre Ausbildung in Pflegefach Berufen ab. Ein Teil davon hatte Unterstützung von der Familie bekommen und ein Teil war komplett auf sich selbst gestellt gewesen. Bis auf einen bestanden alle die Abschlussprüfungen auf Anhieb, einer musste eine Prüfung wiederholen. Somit haben sie nun ein Werkzeug, um ihr Leben selber in die Hand zu nehmen. Es wird wahrscheinlich nicht einfach werden, sofort eine Stelle zu bekommen, aber nach gewisser Zeit schaffen es die meisten. Einer kam zu mir und bedankte sich ganz speziell; er konnte es nicht fassen, dass er von jemandem Hilfe bekommen hatte, den er nicht einmal kannte. Er sagte, wenn er die Möglichkeit bekomme, möchte er so etwas auch tun. Ich hoffe, er denkt daran, wenn es soweit ist…

Es gäbe noch viel zu berichten, doch das würde den Rahmen sprengen.

Vielen Dank für eure Unterstützung und Gebete.
Ich wünsche euch gesegnete Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!

Liebe Grüsse

Petra und Familie

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