Seit unserer Rückkehr aus dem Heimataufenthalt Ende Mai hat sich bei uns einiges getan. Wir haben uns kurzerhand entschieden, noch einen vierwöchigen Sprachaufenthalt in Iringa zu besuchen. Wir merkten, dass wir mit unseren Kenntnissen an ein Limit gelangt sind. Die paar Wochen waren sehr intensiv, aber auch hilfreich!
Kaum zurück von der vierwöchigen Sprachschule, ging es gleich weiter mit einem Seminar zum Thema Unihockey. Dabei wurden Sonntagschullehrer und andere Einheimische von ganz Tansania in diesem Sport geschult. Eine Gruppe aus der Schweiz, die das Projekt „Unihockey für Strassenkinder“ leitet, war zu Gast und vermittelte ihr Wissen. Ziel ist es, den Einheimischen ein Werkzeug an die Hand zu geben, um Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Bei jedem Training wird zudem ein geistlicher Input gegeben – eine wunderbare Möglichkeit, das Evangelium zu verbreiten. In diesem Jahr nahmen 29 Teilnehmer am Seminar teil. Wir konnten sowohl einen Fortgeschrittenenkurs als auch einen Anfängerkurs für Neulinge anbieten. Es freut mich sehr, dass wir alle Teams, die am Seminar teilgenommen haben, mit einem Starter-Set (18 Schläger, 30 Bälle, Torwart-Ausrüstung und mehr) ausstatten konnten, damit sie direkt mit Unihockey beginnen können.
Nach einer intensiven Woche bei uns auf der Station gingen wir gemeinsam mit Susanna Joos nach Malawi, um dort ein zweites Seminar abzuhalten. Der Verein Floorball4all war bereits einmal dort, was aber Jahre zurücklag. Wir waren deshalb gespannt, was wir vorfinden würden. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen; von dem, was mal war, war nichts mehr zu sehen. ABER wir hatten dafür mit vielen neuen interessierten Teilnehmern ein super Seminar. Es waren ebenfalls noch sieben Teilnehmer aus Mosambik dabei, die 2012 das letzte Mal einen Kurs hatten. Bei ihnen sah man, dass sie den Sport noch regelmässig angewendet haben. Das Niveau war erstaunlich hoch.
Wir sind sehr dankbar, dass wir nach dieser intensiven Woche und viel Zeit auf den Strassen gut in Mbeya angekommen sind.
Wichtigkeit der kleinen Dinge
Letzte Woche war ich (Severin) im Jugendsozialprojekt unserer Kirche, Amsha, tätig und spielte am Abend auf dem Sportplatz Unihockey. Während des Spiels wurde ich ausgewechselt, als ein kleines Mädchen (knapp 3 Jährig) namens Gracious – alle nennen sie „G“ – plötzlich weinte, weil sie sich den Kopf gestossen hatte. Ihre Eltern waren beide arbeiten, weshalb sie oft bei uns im Amsha ist. Ein Mitarbeiter ging langsam zu ihr und half ihr auf die Beine mit den Worten: „Hör auf zu weinen.“ In Tansania wird Mitgefühl oft nicht grossgeschrieben. Ich näherte mich ihr, normalerweise hat sie Angst vor mir. Doch als ich sie hochhob, klammerte sie sich fest an mich und liess nicht mehr los. Als ich nach fünf Minuten mal fragte, ob es nun wieder gut sei, sagte sie: „Es ist noch nicht verheilt, ich möchte noch länger bei dir bleiben.“ Ich weiss nicht, wann „G“ zuletzt so viel Liebe erfahren hat. Wir sind fest davon überzeugt, dass kleine Dinge wie diese, einen grossen Einfluss auf Menschen haben. Aus diesem Grund ist unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen von enormer Bedeutung, da wir ihnen neben vielen anderem ein Gefühl von Zugehörigkeit und Wertschätzung vermitteln können.
Miriel und Severin mit Mara und Anea