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Amsha Jahresbericht 2023

Liebe Freunde, Interessierte und Unterstützer des Amsha Youth Centers

Hier lest Ihr mit dem 10. Bericht neue Informationen über unser Amsha Youth Center (AYC) in Mbeya.

Das AYC wurde ins Leben gerufen, um Jugendlichen in der Stadt Mbeya und Umgebung durch Begleitung, Beratung und Schulung, neue Lebens- und Berufsperspektiven zu vermitteln. Wir machen den jungen Menschen Mut, Neues auszuprobieren, ein kleines Unternehmen zu starten oder ihre berufliche Ausbildung zu planen und abzuschliessen.

Rosi, unsere Sozialarbeiterin, ist gut unterwegs. Sie betreut zurzeit etwa 120 junge Menschen in ganz verschiedenen Lebensphasen. Jedes Mal, wenn sie zu ihrer Arbeit Berichte abgibt, beschäftigen mich die vielen tragischen Situationen der von ihrer betreuten Jugendlichen sehr. So hat sie letzte Woche darum gebeten, ob nicht 3 junge Leute, die nirgends eine Unterkunft haben, vorübergehend bei uns in unserer Wohneinheit wohnen könnten (siehe Bericht von Severin Lehmann). Nach Absprache mit allen Leitern durften sie dort einziehen. Bis jetzt wohnte dort nur eine Sozialarbeiterin, die von Rosi geschult und in die Arbeit eingeführt wird. Wie schön, dass dieses Gebäude nun seiner Funktion übergeben wird.

Rosi berichtet von 2 jungen Frauen:
Nuru ist eine 20-jährige Frau, die in der 2. Sekundarschule war, als ihre Grossmutter starb. Die Eltern starben schon vor einiger Zeit. Alle Verwandten wollten nichts mit ihr zu tun haben. Sie wurde schwanger und lebte dann auf der Strasse. Sie suchte sich Essbares von den Müllhalden und dies im schwangeren Zustand. Als ich (Rosi) Nuru traf, hatte sie alle Hoffnung zum Leben aufgegeben und wollte, dass ihr heranwachsendes Kind sterben würde. Ich nahm Nuru für einen Monat zu mir nach Hause. Während dieser Zeit suchte ich ihren Onkel auf und nach langen Gesprächen war er einverstanden, dass seine Nichte zu ihm und seiner Familie ziehen durfte. Sie bekam von ihrem Onkel ein kleines Kapital, womit sie ein «Lädeli» eröffnete. In der Zwischenzeit hat sie ihr Kind geboren und lebt von ihrem Kleingeschäft.

Hadija ist eine weitere Frau, die ich betreue. Sie lebt bei ihrer Tante, mit der sie sich ganz und gar nicht verstand und oft auch kein Essen bekam. Nach vielen Gesprächen stellte sich heraus, dass die Problematik anfing, als ihre Eltern starben. Die Verwandtschaft wollte das Haus von ihren Eltern verkaufen, um an Geld zu kommen. Aber Hadija legt sich quer. Sie wollte das nicht, da es ja ihren Eltern gehörte. Man hat ihr sogar Gift gegeben. Zum Glück merkten das die Nachbarn und gaben ihr sofort Milch zu trinken, um das Gift zu neutralisieren und brachten sie ins Spital und sie überlebte. Danach war sie für eine Woche bei mir zu Hause. Ich führte Gespräche mit ihr, dass es nicht hilfreich ist, sich mit den Verwandten anzulegen und zu streiten. Dann suchte ich ihre Tante auf und war auch mit ihr viel im Gespräch. Ich zeigte ihr auf, dass es nicht angebracht ist, mit einem Waisenkind so zu streiten und mit Hadija auf diese Art und Weise umzugehen. Um eine lange Geschichte kurz zu halten;  heute lebt Hadija friedlich mit ihrer Tante zusammen. Ich bin sehr dankbar, dass die Gespräche Frucht getragen haben.

 

 

Faraja, der Schulsozialarbeiter, arbeitet momentan in 12 verschiedenen Sekundarschulen. Auch er erlebt immer wieder Herausforderndes beim Betreuen der über 130 Jugendlichen:

 

Diana ist 20 Jahre alt und besucht die 4. Sekundarschule. Die Eltern leben getrennt und sie lebt mit ihren jüngeren Geschwistern bei ihrer Mutter. Sie war eine der Klassenbesten. Plötzlich stellte der Lehrer fest, dass ihre Leistungen zurück gingen. Deshalb schickte sie der Lehrer zur Amsha-Beratung. Nach langen Gesprächen hat sie sich geöffnet und gesagt, dass sie Erbarmen mit ihrer Mutter hat, die für so viele Kinder sorgen muss. Da wäre es doch besser, wenn sie heiraten würde und so der Mutter eine Last abnähme. Ich konnte sie dann so weit beraten, dass sie trotz Schwangerschaft die staatlichen Prüfungen der 4. Sekundarschule machte. Diese Prüfungen hat sie nun inzwischen abgeschlossen. Wie es mit ihr weiter gehen wird, ist noch offen, aber ich bin dankbar, dass sie diesen Schritt gewagt hat. Diana’s Traum, Krankenschwester zu werden, bleibt weiterhin lebendig.

Elia ist 17-jährig und wurde von seinen Lehrern in der Sekundarschule zu mir geschickt. Er war sehr verschlossen und die Leistungen in der Schule gingen rasant zurück. Es dauerte recht lange bis sich Elia im Gespräch öffnete. Er erzählte mir, dass er seinen Vater schon sehr früh verloren hat und dieses Jahr nun auch seine Mutter gestorben sei. Das war sehr schlimm für ihn. Als Folge davon fühlte er sich völlig verloren. Die Gespräche mit Elia gingen weiter. Langsam begann er sich zu fassen und ich zeigte ihm, wie wichtig es gerade jetzt sei, die Schule abzuschliessen, um dann etwas zu lernen. Ich bin froh, dass ich ihn weiter begleiten darf.

Musa, 17-jährig lebt bei seiner Mutter und wird mit allem versorgt, was er braucht. Und trotzdem hat er sich einer schlechten Bande angegliedert. Musa kenne ich vom Sportplatz im Amsha. Er kam regelmässig zum Spielen. Als er längere Zeit nicht mehr auftauchte, habe ich ihn gesucht und schliesslich seine Situation erkannt. In Gesprächen zeigte ich ihm auf, wie schlecht es für ihn sei, seine Chancen zu verspielen. Ich suchte seine Freunde auf, die alle älter sind als er. Ich bat sie, diesen Schüler nicht in ihre Machenschaften mit einzubeziehen, da dies zu allfälligen rechtlichen Schwierigkeiten führen könnte. Zusammen mit seiner Mutter kamen wir auf einen guten Weg mit ihm. Ich betreue Musa weiterhin, da er noch recht labil ist und wieder zurückfallen könnte, was wir alle nicht hoffen.

 

SPORT: Severin Lehmann berichtet: Das letzte Mal habe ich Euch meine Überlegungen dargelegt, im Amsha ein Beachvolleyballfeld zu realisieren. Im Juni dieses Jahres konnte dieses Projekt realisiert werden und wir haben zusammen mit den Jugendlichen dieses Feld errichtet. Mit ca. 10 Schaufeln und gut 20 Einheimischen haben wir alles in Handarbeit erledigt. Nach getaner Arbeit war die Freude beim ersten Spiel riesig. Der neu erstellte Platz wird nun regelmässig gebraucht und es ist wirklich ein Mehrwert, eine weitere Spielmöglichkeit auf dem Gelände zu haben.

In diesem Bericht stelle ich Euch auch unser neustes Projekt im Amsha vor. Ende 2022 war ich gemeinsam mit Faraja, unserem Sozialarbeiter, an einem Samstagmorgen unterwegs, da er mir etwas zeigen wollte. Zusammen fuhren wir in die Stadt Mbeya, wo er mir die Arbeit der Caritas vorstellte, welche sich um obdachlose Kinder kümmert. Leider fallen diese Kinder ab dem 18. Lebensjahr aus dem Programm der Caritas und stehen dann wieder vor dem Nichts. Als wir diese Menschen besuchten, ging mir ein Bild von einem Hostel nicht mehr aus dem Kopf, um den jungen Erwachsenen eine weiterführende Betreuung gewährleisten zu können. Mit dieser Idee ging ich nach Hause und erzählte meiner Frau (Miriel) und einer weiteren Einsätzlerin der MEC davon. Gemeinsam haben wir unsere Vorstellungen konkretisiert und unseren Vorschlag Susanna präsentiert, welche von dieser Idee begeistert war. Das Ziel ist, 24 Lebens- und Schlafmöglichkeiten auf einem geschlossenen Gelände anzubieten, bei welchem diese jungen Erwachsenen die bestmögliche Betreuung durch unsere Sozialarbeiter erhalten werden. Zudem sollen sie in einen Job eingeführt werden, welchem sie später nachgehen können. Dies im Sinne von «Hilfe zur Selbsthilfe».
Nach einigen Gesprächen haben sich die Verantwortlichen von Caritas und Amsha auf eine zukünftige nähere Zusammenarbeit geeinigt. Neu werden die jungen Erwachsenen ab dem 18. Lebensjahr von unseren Sozialarbeitern Faraja und Rosi übernommen und betreut.
Um dieses Projekt «Hostel» realisieren zu können, haben wir einen Projektbeschrieb erstellt und ein Fundraising gestartet. Wer mehr Informationen zu diesem Projekt oder dem Fundraising wünscht, darf sich gerne bei Susanna Joos (sjoos@gmx.ch) oder mir (severin.lehmann@hotmail.com) melden.

Ein grosses Dankeschön Euch allen, die Ihr unser Amsha-Team und Projekt unterstützt, sei es im Gebet oder finanziell. Mit jedem Beitrag können wir Jugendliche unterstützen und begleiten. Wir hoffen, dass mit unserer Sozialarbeit positive Veränderungen bei den Jugendlichen stattfinden können.

Liebe Grüsse im Namen der Amsha Group

Susanna, Severin und Team

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